Südamerika, das Abenteuer geht weiter!
Cuzco liegt auf 3.500 Metern Höhe und daran mussten wir uns wirklich erst wieder gewöhnen. Nachdem wir für einige Monate zu Hause waren, um unsere Reisekasse aufzubessern, kamen uns die 200 Meter Höhenunterschied zwischen Innenstadt und Campingplatz, wo unser Jeep geparkt war, unbezwingbar vor und wir erinnerten uns lebhaft an die Vulkanbesteigung in Equador. Der Leser mag sich an dieser Stelle wundern, was mit Macchu Pichu passiert ist, wurde es doch im letzten Kapitel noch groß angekündigt. Nur so viel: lächerlich hohe Preise, hunderte Touristen und so viele Verbote in blankgeputzten Ruinen mit kurz geschnittenem Rasen haben diesen Tripp zu einer herben Enttäuschung werden lassen und unsere Erlebnisse im weiteren Verlauf der Reise ließen diese wohl bekannteste Sehenswürdigkeit Südamerikas einfach verblassen. Unser Auto hatte die «Überwinterung» gut überstanden und nach ein paar Tagen waschen und aufräumen waren wir klar zur Weiterfahrt. Vorher mussten wir „nur“ noch einige Dinge mit dem lokalen Zoll klären, der sich dazu bereit erklärt hatte, unser Auto länger als die in Peru üblichen 90 Tage im Land zu dulden. Es blieb bis zum Schluss spannend, ob wir fahren dürften oder doch noch irgend ein Formular fehlte, daran waren wir inzwischen schließlich gewöhnt. Überraschenderweise ging aber alles reibungslos und wir durften losfahren; blieb nur zu hoffen, dass es an der Grenze nach Bolivien genauso einfach werden würde.
Tief im Urwald
Ganz fertig waren wir mit Peru aber noch nicht, da wir noch einen Besuch im Dschungel auf dem Wunschzettel hatten. Aufgrund matschiger, unsichere Straßen, Hitze und Insekten entschieden wir uns jedoch diesmal dafür, die Strecke nach Puerto Maldonado zu fliegen und dem Jeep noch ein wenig Ruhe zu gönnen. Von dort aus ging es dann mit dem Boot flussaufwärts in die „Monte Amazonico Lodge“, wo wir vier Tage verbrachten. Mitten im tropischen Urwald, wo einem statt Autolärm Grillen und Frösche den Schlaf rauben, sollten wir eine Menge einzigartiger Kreaturen zu Gesicht bekommen, die man zu Hause allenfalls aus dem Fernsehen kennt. Der erste Höhepunkt war eine Nachtwanderung. Im Schutz der Dunkelheit hatten eine Menge Insekten und Reptilien den Schutz ihrer Behausungen verlassen und sonnten sich im Mondschein. Schnell wurde uns klar, dass alles, was hier kreucht und fleucht, mindestens eine Nummer größer ist, als was wir von zu Hause gewohnt sind: Riesige Schnecken, ein Tausendfüßler, der über die ganze Hand reichte und große haarige Vogelspinnen. Mit einem kleinen Stock konnten wir ein Exemplar aus seiner Höhle im Boden locken und etwas näher in Augenschein nehmen. Spannend!
Die Bezeichnung „Amazonas-Regenwald“ kommt nicht von ungefähr, wie wir auf einer Wanderung zu einem See am eigenen Leib erfahren durften. Binnen Minuten verwandelte sich der ohnehin schon schlammige Weg in einen Bach und unsere Gummistiefel liefen so langsam voll. Schließlich lichtete sich das Wetter ein wenig und mit einem großen Kanu paddelten wir auf den See hinaus auf der Jagd nach Piranhas, leider erfolglos. Das einzige, was für ein wenig Unterhaltung sorgte, waren ein paar Affen, aber auch denen hatte das Wetter die Laune verhagelt. Dicht zusammengedrängt saßen sie in den Baumkronen und zeigten uns ihren Hintern, während ihre Schwänze lustlos hinab hingen. Als wir mit unseren Kanu wieder an Land kamen, waren die Gruppenleiter in heller Aufregung. Als wir unsere Tour am morgen starteten, erklärte uns unsere Führerin noch, dass wir auf jeden Fall auf dem Weg bleiben sollten, nichts berühren, auf keinen Fall Pflanzen beschädigen und so weiter. Nun bekamen plötzlich alle Bescheid, sich ins Gebüsch zu stürzen; irgendetwas aufregendes war also eindeutig im Gang. Natürlich kamen wir der Aufforderung umgehend nach, nicht ahnend, was uns da im Unterholz erwartete. Ungefähr sechs Meter lang und gute dreißig Zentimeter im Durchmesser lag da eine Anakonda unter einem Baum und verdaute wahrscheinlich gerade ihre letzte Mahlzeit. Die Chance, eine solche Schlange zu Gesicht zu bekommen, sei extrem niedrig und selbst für unsere erfahrenen Naturführer war diese Begegnung nichts alltägliches. Vorsichtig näherten wir uns dem Reptil und trotz der Beteuerung, es sei ungefährlich, war uns ein wenig unbehaglich. Die Schlange lag vollkommen reglos. Einziges Lebenszeichen waren ihre sporadischen Atemzüge, bei denen sich ihr Körper dehnte und man bekam eine Idee von der Kraft, die in diesem Geschöpf stecken musste.
Unsere restliche Zeit im Dschungel vertrieben wir uns auf Hängebrücken in den Baumkronen in der Lodge, mit dem Kajak auf dem Fluss, in dem Kaymane und riesige Baumstämme um die Wette schwammen und schließlich war es an der Zeit, den Flug zurück nach Cuzco zu nehmen und uns endlich mit Allradantrieb auf den Weg nach Bolivien zu machen.